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Die Hamburger Volksbank hat einen Vorwurf des Rassismus erhoben und ein Student aus Iran darf kein Konto eröffnen


Gab es einen rassistischen Vorfall bei der Hamburger Volksbank? Das wirft eine Betroffene dem Kreditinstitut vor. Was vorgefallen ist und wie die Bank reagiert.

Eigentlich wollte die Düsseldorferin Paria P. ein Konto für einen Verwandten in Hamburg eröffnen. Die 34-Jährige war extra aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt in die Hansestadt angereist, um ihren Cousin Ari zu unterstützen. Der Iraner will an der Technischen Universität Hamburg ein Masterstudium auf Englisch absolvieren und benötigt deshalb ein Bankkonto in Deutschland.

Am Donnerstag vergangener Woche, dem 28. September, gingen die beiden zur Hamburger Volksbank am Lüneburger Tor. "Man muss für das Studium ein bestimmtes Sprachlevel für die deutsche Sprache nachweisen, aber vor allem das Deutsch sprechen, fällt ihm noch schwer, weshalb ich ihn begleitet habe, um ihn bei allen Angelegenheiten bezüglich Wohnungssuche, Behördengängen oder der Eröffnung eines Bankkontos zu unterstützen", sagt Paria P. zu t-online.

Sprachbarriere als Grund für verweigerte Kontoeröffnung?

Zunächst sprachen die beiden dort mit einem jungen Mitarbeiter der Bank am Empfang. "Ich habe ihm geschildert, dass wir für meinen Cousin das Konto eröffnen wollen, mit den Informationen bezüglich seines Studiums, Studentenvisums und dass er fließend Englisch spricht", berichtet P. Dieser habe umgehend erwidert, dass dies ein Problem sei und man nur ein Konto eröffnen könne, wenn der Kunde auch Deutsch sprechen würde.

"Ich habe ihn gefragt, woran das liegen würde und ob es damit zu tun hat, dass in der Filiale niemand Englisch sprechen kann. Das verneinte er sofort und wurde etwas unsicher. Er entschuldigte sich und sagte, dass er kurz nachfragen würde." Der Mitarbeiter sei daraufhin zu einem älteren Kollegen gegangen. "Dieser kam auf uns zu und hatte sofort ein schelmisches Grinsen im Gesicht, weshalb ich intuitiv dachte, dass er dasselbe sagen wird", so P.

Die 34-Jährige erklärte dem älteren Bankmitarbeiter erneut den Sachverhalt und wies darauf hin, dass die Deutschkenntnisse ihres Cousins mit der Zeit besser werden würden. "Aber er sagte sofort, dass das trotzdem nicht ginge." Der Grund sei demnach, dass alle Vertragsunterlagen auf Deutsch sind. "Wenn er nichts versteht, können wir das nicht machen", soll die Aussage des Mitarbeiters gewesen sein.

"Ich hab dann sogar gesagt, dass er doch notfalls mich immer fragen kann, wenn etwas sein sollte. Aber nein, auch dann sei es nicht möglich", berichtet P. Daraufhin hätten die beiden die Filiale verlassen.

Noch am selben Tag macht Paria P. den Vorfall auf ihrem Instagram-Account öffentlich. Auch unter einem Post der Hamburger Volksbank vom 28. September teilt P. ihre Erfahrung. In beiden Fällen erhält sie jedoch keine Reaktion. Deshalb berichtet sie einige Tage später der Menschenrechtsaktivistin Daniela Sepehri von dem Vorfall – die es erneut auf Instagram teilt. Erst dann habe die Bank reagiert, sagt Sepehri t-online.

Auf Instagram schreibt die Hamburger Volksbank unter den Beitrag von P. am Montagnachmittag: "Vielen Dank für deinen Hinweis. Grundsätzlich behandeln wir alle Menschen gleich und natürlich sind Kontoeröffnungen auch in englischer Sprache bei uns möglich. Es tut uns sehr leid, wenn in diesem Fall ein anderer Eindruck entstanden ist. Wir werden der Angelegenheit in der Filiale nachgehen und können uns zunächst nur in aller Form entschuldigen. So sollte ein Beratungsgespräch natürlich nicht laufen."

Ähnlich äußert sich das Kreditinstitut auf Anfrage von t-online: "Grundsätzlich bieten wir eine Kontoberatung in englischer Sprache an. Es ist nicht immer sichergestellt, dass diesem Wunsch in jeder Filiale sofort entsprochen werden kann", sagt eine Unternehmenssprecherin. Man nehme den Vorfall zum Anlass, um "unsere Mitarbeitenden erneut für dieses Thema zu sensibilisieren und den rechtssicheren Umgang mit Anfragen dieser Art zu besprechen". Grundsätzlich könne bei einem Beratungsgespräch auch ein Dolmetscher vor Ort sein, um zu übersetzen.

Betroffene: "Das darf nicht wieder passieren"

Paria P. berichtet t-online, dass sie darauf nicht mehr reagieren werde. Sie habe sich in dem Moment hilflos gefühlt und könne das Verhalten der Mitarbeiter in Harburg nicht nachvollziehen. "Wenn ich daran denke, dass Deutschland einen Fachkräftemangel hat und in nächster Zeit so viele mehr kommen werden, die erst mal kein Deutsch sprechen können, dürfen sie dann kein Konto eröffnen? Das ist doch das Allerletzte!", sagt die 34-Jährige.

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P., die in Deutschland aufgewachsen und hier zur Schule gegangen ist, ist es wichtig auf Vorfälle wie diese aufmerksam zu machen. Denn für sie ist es ein Fall von institutionellem Rassismus. "Immer mehr werden mir diese rassistischen Geschehnisse bewusst. In den letzten Jahren habe ich gelernt, wie wichtig es ist, nicht den Mund zu halten. Rassismus ist allgegenwärtig und es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass das nicht wieder passieren kann."

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Author: Sharon Parsons

Last Updated: 1702517642

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