Nach dem Boomjahr 2021 wurde die Krypto-Welt im Jahr 2022 wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Hunderte Token haben über 95 Prozent ihrer Marktkapitalisierung verloren und viele Projekte sind gescheitert. Dennoch gibt es einige Lichtblicke – diese fünf Entwicklungen könnten im Jahr 2023 Wachstumspotenzial haben.
1. DeFi-Adoption
Der Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX hat wieder einmal gezeigt, warum es so gefährlich sein kann, wenn man zentralisierten Krypto-Unternehmen blind vertraut. Die Trümmer dieses Ereignisses dürften die Krypto-Welt Monate, wenn nicht sogar noch Jahre lang beschäftigen. Aber es gibt auch Licht am Ende des Tunnels.
Decentralized Finance (DeFi) hat bereits und dürfte infolge des FTX-Debakels im Jahr 2023 noch mehr Adoption erfahren. Allein seit dem 4. November 2022 haben Anleger über 4,7 Milliarden US-Dollar von Krypto-Börsen abgehoben – das entspricht knapp 12 Prozent aller Stablecoin-Bestände, die auf Krypto-Börsen gehalten werden.
Kurzum: die Prinzipien und Strukturen von DeFi-Plattformen führen nicht zu der gleichen Zentralisierung und den gleichen Risiken, die zum Untergang von FTX geführt haben. Angesichts des Scheiterns von FTX und anderen zentralisierte Krypto-Unternehmen ist das Argument für DeFi im Jahr 2023 stärker als jemals zuvor.
Welche DeFi-Trends Anleger im Jahr 2023 erwarten und welche Projekte profitieren könnten, erfahrt ihr in der Januar-Ausgabe des BTC-ECHO Magazins.
2. Krypto-Gaming
Der Krypto-Gaming-Sektor wurde nach seinem Höhenflug im Jahr 2021 im Laufe des Jahres mit der harten Realität konfrontiert. Ehemalige Krypto-Gaming-Vorreiter wie Axie Infinity (AXS) oder Stepn (GMT) verzeichneten einen massiven Rückgang an Spielern. Viele Play-to-Earn-Spielmodelle erwiesen sich als wenig nachhaltig und keinem einzigen Krypto-Game gelang der Durchbruch in den Mainstream – könnte sich das im Jahr 2023 ändern?
Laut der Investmentbank Drake Star Partners haben Investoren 2022 über 3,4 Milliarden US-Dollar in NFT- und Blockchain-Gaming-Unternehmen investiert. Krypto-Gaming-Unternehmen seien damit für rund 40 Prozent aller Private-Equity-Investitionen in den Gaming-Sektor verantwortlich.
Es ist daher im Bereich des Möglichen, dass diese Investitionen im kommenden Jahr Früchte tragen könnten. Und angesichts der bevorstehenden Veröffentlichung mehrerer Triple-A-Krypto-Spiele wie beispielsweise Illuvium (ILV), Guild of Guardians (GOG) und Ember Sword (EMBER) ist es durchaus denkbar, dass es einem dieser Spiele gelingen wird, eine größere Menge an Spielenden für sich zu begeistern.
3. Ethereum-Layer-2s
Aufgrund des Bärenmarktes sind die Ethereum-Transaktionskosten stark gesunken. Derzeit kostet eine einfache ETH-Transaktion weniger als ein US-Dollar, während ein Token-Tausch auf Uniswap rund drei US-Dollar kostet. Obwohl Transaktionen auf der Ethereum-Mainchain derzeit deutlich günstiger sind als noch vor einem Jahr, sind sie für die meisten User und Anwendungen immer noch zu hoch.
Anders sieht das bei Ethereum-Skalierungslösungen wie Optimism, ImmutableX, StarkWare, Polygon oder Arbitrum aus. Transaktionen kosten dort in der Regel nur wenige Cent und allein in den vergangenen 12 Monaten konnte sich ihr Ökosystem prächtig entwickeln. Laut dem Harvard-Absolventen und DeFi-Experten Patrick Dynamo wickeln allein die beiden Skalierungslösungen Arbitrum und Optimism mittlerweile gleich viel Transaktionen wie die Ethereum Mainchain ab – Tendenz steigend.
Im Jahr 2023 könnte die Anzahl an Transaktionen, die ETH-L2s abwickeln, weiter wachsen. Mit dem Ethereum Shanghai-Upgrade und dem darin enthaltenen EIP-4844 soll nämlich im ersten oder zweiten Quartal des neuen Jahres Proto-Danksharding eingeführt werden. Durch das Upgrade wird die Ethereum Mainchain weiter skaliert und Transaktionsgebühren auf Layer-2-Netzwerken sollen noch weiter sinken.
Es ist daher wahrscheinlich, dass Layer-2-Netzwerke im Krypto-Jahr 2023 weiter in den Vordergrund rücken werden, da eine Vielzahl von neuen Projekten und Usern sich auf ihnen ansiedeln könnte. Insbesondere dezentrale Anwendungen aus den Sektoren soziale Medien, Gaming und Metaverse, die schnelle und billige Transaktionen priorisieren, werden Layer-2s ganz genau im Auge behalten und könnten ihre Produkte dort ausrollen.
Viele sind unzufrieden mit den Unternehmen, die hinter Social-Media-Plattformen stehen. Insbesondere Elon Musks Twitter veranschaulicht diesen Trend derzeit sehr gut. Nutzer kehren der Plattform den Rücken und wechseln zu Web-3-Social-Media-Plattformen wie Lens oder Minds – aber was genau sind dezentrale Social-Media-Plattformen überhaupt?
Dezentrale soziale Medien nutzen Blockchain-Netzwerke, um zensurresistente Plattformen zu schaffen, bei denen die freie Äußerung von Meinungen und der Schutz der User-Daten im Vordergrund steht. Sie unterscheiden sich daher von herkömmlichen Social-Media-Plattformen primär darin, dass sie auf separaten Servern oder Nodes laufen, im Gegensatz zu zentralisierten Servern, über die eine einzelne Entität Kontrolle besitzt.
Zudem verwenden sie oftmals NFTs und Krypto-Token als innovative Methoden zur Monetarisierung von Inhalten und Reputations-Systemen.
Auf dezentralen Social-Media-Plattformen wie Lens oder Minds erhalten Nutzer etwa eine On-Chain-Reputation, die unter anderem angeben kann, wie vertrauenswürdig ein User ist oder ob hinter einem bestimmten Account eine echte Person steckt oder ein Bot.
Zwar sind dezentrale Social-Media-Plattformen immer noch winzig im Vergleich zu Instagram, WhatsApp und Co. Dennoch könnte die fortschreitende Skalierung von Blockchain-Netzwerken wie Ethereum, gepaart mit den immer unzufriedeneren Usern von herkömmlichen Social-Media-Plattformen, dezentrale soziale Medien im Jahr 2023 wachsen lassen.
5. Cosmos-Ökosystem
Das Cosmos-Ökosystem ist ein weiterer Bereich im Krypto-Sektor, der im neuen Jahr wachsen könnte. Im Vergleich zu Smart-Contract-Plattformen wie Ethereum oder Cardano ist Cosmos keine einzelne Blockchain, sondern ein Netzwerk von miteinander verbundenen Blockchain-Netzwerken.
Der große Vorteil dieses Ökosystems ist, dass jede Blockchain oder dezentrale Anwendung im Cosmos-Ökosystem sich individuell gestalten lässt und Token ohne oftmals unsichere Blockchain-Bridges zwischen den verschiedenen Protokollen getauscht werden können.
Warum ist Cosmos interessant für Entwickler?
Cosmos ist für Entwickler im Krypto-Space somit primär aus zwei Gründen interessant. Einerseits, weil Entwickler mehr anpassungsfähige, dezentrale Anwendungen entwickeln können. Für Entwickler von dezentralen Anwendungen ermöglicht das, ihre Produkte auf eine Weise anzupassen, die andere Smart-Contract-Plattformen nicht unterstützen können.
Andererseits, weil sie dennoch mit anderen Blockchain-Netzwerken auf eine sichere Art und Weise kommunizieren können, ohne sich dabei von Blockchain-Bridges abhängig machen zu müssen. Für Hacker waren Blockchain-Bridges seit Anfang 2020 einer der lukrativsten Angriffsvektoren des gesamten Krypto-Sektors. So konnten sie stolze 2,5 Milliarden US-Dollar aus diesen entwenden. Angesichts dieser Tatsache bietet das Cosmos-Ökosystem für Entwickler Vorteile, die andere Blockchain-Netzwerke derzeit so nicht bieten können.
Darum könnte 2023 bullish für Cosmos (ATOM) sein
Ein großes Problem vieler Projekte im Cosmos-Ökosystem ist jedoch, dass sie selbst dafür sorgen müssen, dass ihre Anwendungen ausreichend sicher und dezentral sind, um nicht Opfer von 51-Prozent-Attacken oder ähnlichem zu werden. Auf anderen Layer-1-Netzwerken wie Ethereum oder Layer-2-Skalierungslösungen ist das nicht der Fall. Der Nachteil dieses Umstands ist, dass Cosmos-Projekte oftmals viel Kapital aufwenden müssen, um Staking-Validatoren selbst zu betreiben, welches sie ansonsten für die Entwicklung ihres Projektes verwenden könnten.
Jedoch könnte sich dieses Problem im Jahr 2023 lösen lassen. Mit dem sogenannten Interchain-Security-Modell könnte es Projekten im Cosmos-Ökosystem ermöglicht werden, ihre Sicherheitsinstanz kostengünstig an CosmosHub (ATOM) auszulagern. Wann genau das Upgrade live geht und ob es wirklich funktioniert, ist bislang jedoch unklar.
Author: Tara Williams
Last Updated: 1704601682
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